Kapitel 6
Wie kann man Kryptowährungen am sichersten aufbewahren und was sind die bewährten Methoden? Wir erklären Ihnen in diesem Kapitel alles, was Sie über die Aufbewahrung von Kryptowährungen wissen müssen.
10 Minuten|Pascal Hügli|Veröffentlicht am 24.09.2021|Aktualisiert am 11.01.2024
Wie wir in unserem vorherigen Artikel gelernt haben, dreht sich bei der Speicherung von Kryptowährungen alles um den Umgang mit privaten Schlüsseln und Seed-Phrasen. Wer Zugang zu einem bestimmten private Key oder Seed-Phrase erhält, kann alle Coins kontrollieren, welche mit genau dieser Seed-Phrase verbunden sind. Dies bedeutet, dass die Aufbewahrung von Kryptowährungen gleichbedeutend mit der Aufbewahrung ihrer Seed-Phrase zu verstehen ist.
Für viele unerfahrene Anleger von Kryptowährungen ist es eine bequeme und daher beliebte Option, ihre Coins auf der Börse zu lassen, wo sie diese erworben haben. Bei einer Börse können Kryptowährungen sowohl gekauft als auch an einem einzigen Ort aufbewahrt werden, nämlich auf dem bei der jeweiligen Kryptobörse eröffneten Konto.
Auch wenn dieses Konto auf Ihren eigenen Namen läuft, hat letztlich die Krypto-Börse selbst die Kontrolle über dieses Konto. Da dieses Konto auf der selbst betriebenen Plattform der Börse läuft, hat diese die alleinige Kontrolle über das Konto. Als Kontoinhaber haben Sie keine Kontrolle über die private Keys für Ihre Kryptowährungen, was wiederum bedeutet, dass Sie effektiv keine Kontrolle über Ihre Coins besitzen.
Dies wird auch dadurch deutlich, dass Sie bei einer Krypto-Börse nie einen private Key oder eine Seed-Phrase zu sehen bekommen, welche mit Ihrem Konto verbunden ist. Die private Keys zu Ihren Kryptowährungen werden von der Börse aufbewahrt, diese speichert sie für Sie.
Auch wenn verschiedene Börsen in puncto Speichersicherheit aufgerüstet haben, stellen sie immer noch einen riesigen Hort an Kryptowährungen dar, wodurch sie für Angreifer sehr attraktiv werden. Wie das Sprichwort sagt, gibt es nur zwei Arten von Börsen: Diejenigen, die bereits gehackt wurden, und die, die noch nicht gehackt wurden.
Durch die Aufbewahrung von Coins auf einer Börse wird ein Element des Vertrauens in eine dritte Institution wieder eingeführt, welches zuvor bei der vertrauenslosen Gestaltung (trustless) von Kryptowährungen fehlte..
Als Kontoinhaber müssen Sie der Börse vertrauen, dass sie die Sache im Griff hat und Ihr Geld sicher genug verwahrt. In gewissem Sinne unterscheidet sich dies nicht wirklich vom traditionellen Bankensystem. Geld wird bei Banken gelagert, die Menschen vertrauen ihrer Bank bei der sicheren Aufbewahrung ihres Geldes, wobei ein wesentlicher Unterschied in staatlichen Garantien besteht, aber das ist ein anderes Thema. Die Aufbewahrung von Kryptowährungen auf einer Börse ist daher mit einem so genannten Gegenparteirisiko (counter-party risk) verbunden.
Ein weiteres besorgniserregendes Problem, das in letzter Zeit immer wieder bei Kryptobörsen auftritt, sind deren regelmäßigen Ausfälle. Wenn der Zugang zu einer Krypto-Börse am dringendsten benötigt wird, in Zeiten von hoher Marktvolatilität oder sogar regelrechten Marktzusammenbrüchen, werden Sie in der Regel feststellen, dass mehr als eine Krypto-Börse ausfällt. Dies macht es Ihnen unmöglich, Ihr Geld einzuzahlen oder abzuheben. Dies wird besonders schwierig, wenn Sie mit Leverage arbeiten und einen drohenden Margin Call bedienen müssen, wie dieses Beispiel mit Schäden in Millionenhöhe gezeigt hat. Diese regelmäßigen Ausfälle von Kryptobörsen, welche manchmal mehrere Stunden dauern, sind ziemlich beunruhigend und werfen ein schlechtes Licht auf die Branche. Würden traditionelle Banken das Gleiche tun und plötzlich Überweisungen und Abhebungen aussetzen, gäbe es wahrscheinlich sofortige Unruhen auf den Straßen.
Im schlimmsten Fall kann eine zentralisierte Börse plötzlich Konkurs anmelden und über Nacht verschwinden, sodass deren Nutzer alle vorhandenen Gelder verlieren. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der Zusammenbruch von FTX im Jahr 2022, durch den Kunden und Anleger fast 10 Mrd. USD verloren haben.
Letztendlich hängt die Entscheidung, ob man Kryptowährungen auf einer Börse lagert, immer davon ab, wie sehr man einer bestimmten Börse vertraut, sowie von einer angemessenen Nutzen-Risiko-Abwägung, bei der man zwischen Sicherheit und Komfort abwägt. Für einen Trader, der jederzeit schnellen und zügigen Zugang zu den Märkten benötigt, kann die Lagerung einer größeren Menge an Kryptowährungen an einer Börse eine Notwendigkeit darstellen. Um zu vermeiden, dass er nur einem Unternehmen vertrauen muss, kann ein Trader seine Coins auch auf mehrere Krypto-Börsen verteilen. Auf diese Weise kann das Vertrauen diversifiziert werden und basiert nicht auf einer einzigen Gegenpartei. Ein langfristiger Inhaber (auch als "Hodler" bekannt) sollte seine Coins jedoch besser nicht bei einer Kryptobörse lagern, sondern die Verwahrung selbst in die Hand nehmen.
Eine wichtige Faustregel lautet: Wenn Sie mit einer Anwendung keinen private Key oder keine Seed-Phrase zur Verfügung gestellt bekommen, können Sie davon ausgehen, dass Sie nicht der tatsächliche Eigentümer Ihrer Kryptowährungen sind.
Wenn Sie mit einer Kryptobörse arbeiten, ist dies höchstwahrscheinlich der Fall: Sie nutzen die Börse über Ihr Konto, ohne dass Sie eine direkte Kontrolle über Ihre Vermögenswerte besitzen.
Indem Sie Ihre eigene Seed-Phrase besitzen, können Sie Ihr Kryptovermögen tatsächlich selbst verwalten und sichern. Wenn Sie die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen, geschieht dies in der Regel über eine non-custodial Wallet Software, wie Bridge Wallet. Mit einer solchen App können Sie die Seed-Phrase anzeigen lassen, welche mit Ihren Kryptowährungen verbunden ist.
Eine Wallet ist im Grunde eine Schnittstelle, über die Sie direkt mit der Blockchain interagieren können. Nach erstmaliger Nutzung einer Wallet, sollte Ihre Aufmerksamkeit schnell auf die Bedeutung Ihrer Seed-Phrase gerichtet werden. Da Wallet-Apps Sie meist daran erinnern, ein ordnungsgemäßes Backup Ihrer Seed-Phrase zu erstellen, sollten Sie solche Meldungen nicht ignorieren und Ihr Backup tatsächlich durchführen. Im vorigen Kapitel finden Sie weitere Informationen darüber, wie Sie dies richtig tun.
Wenn Sie Ihre Kryptowährungen über eine Wallet-Software verwalten, haben Sie kein Konto bei einem Drittanbieter, sondern sind völlig unabhängig. Was Sie anstelle eines Kontos haben, ist eine Reihe von Adressen auf der Blockchain, welche von Ihnen durch die entsprechende Seed-Phrase kontrolliert wird.
Wenn Sie eine solche Wallet verwenden, um Kryptowährungen zu senden oder zu empfangen, verwenden Sie in Wirklichkeit nur das im vorherigen Kapitel erläuterte digitale Signaturverfahren, um Transaktionen direkt auf der Blockchain zu signieren.
Die Speicherung der Seed-Phrase Ihres Kryptovermögens in Ihrer eigenen persönlichen Wallet gibt Ihnen die Garantie, dass Sie der tatsächliche Eigentümer sind. Nur Sie haben die Kontrolle über Ihr Krypto-Vermögen. Diese Option der Eigenverwahrung ist ein Ausdruck und ein Akt der Selbstsouveränität, was der Kern dessen ist, warum Kryptowährungen überhaupt erst geschaffen wurden.
Ihre Kryptowährungen sind nicht der Willkür einer dritten Partei ausgesetzt. Ihre einzige Gegenpartei ist die Blockchain selbst, mit welcher Sie direkt interagieren. Darum geht es schließlich bei Kryptowährungen: Neue digitale Werkzeuge, welche es Ihnen ermöglichen, Ihr Geld unabhängig von jedem anderen als der Technologie selbst zu besitzen.
Mit großer Freiheit geht jedoch auch große Verantwortung einher. Da Sie der alleinige Herr über Ihre Seed-Phrase sind, kann ein Fehler bei der Handhabung Ihrer Selbstverwahrung möglicherweise verheerend sein. Das größte Risiko bei der Eigenverwahrung sind Sie selbst. Niemand kann Ihnen helfen, Ihr Krypto-Vermögen wiederherzustellen, sollte Ihre Seed Phrase verloren gehen, und damit auch Ihre Fähigkeit, auf Ihr Geld zuzugreifen.
Glücklicherweise machen die verschiedenen Wallet-Optionen heutzutage den Umgang und die Aufbewahrung von Kryptowährungen für Sie selbst immer einfacher. Durch ständige Innovationen bemühen sich die Entwickler von Self-Custody-Tools und -Anwendungen darum, alle Möglichkeiten zu eliminieren, bei denen Nutzer etwas falsch machen könnten. Daher werden Selbstverwahrungslösungen immer einfacher, bequemer und sicherer in der Anwendung.
Bei der Speicherung gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Arten: Hot- und Cold-Storage. Beide unterscheiden sich in der Art und Weise, wie die Seed-Phrasen gespeichert werden und inwieweit die Kryptowährungen für externe Nutzer zugänglich sind.
Hot-Storage bedeutet, dass die betreffenden Speicherlösungen immer mit dem Internet verbunden sind. Aufgrund dieser Online-Verbindung sind die in einem Hot-Storage gespeicherten Gelder einem größeren Risiko ausgesetzt, da potenzielle Angreifer mehr Angriffsvektoren besitzen, um diese zu stehlen.
Bei einer Cold-Storage-Lösung, kommt eine Seed-Phrase nie mit dem Internet in Kontakt und wird auf einem Offline-Gerät aufbewahrt. Da diese Geräte offline sind, bietet die Cold-Storage-Lösung einen besseren Schutz vor Hackern. Cold-Storage-Lösungen befinden sich in der Regel auf USB-Flash-Laufwerken oder können als so genannte Papier-Wallets vorliegen.
Hot-Storage | Cold-Storage |
---|---|
Mobile Wallets (Bridge Wallet, Trust Wallet) | Hardware Wallets (Ledger, Trezor, BitBox) |
Web Wallets (MetaMask, Rabby Wallet) | Paper Wallets |
Desktop Wallets (Atomic, Exodus, Mycelium) | Brain Wallets |
Auf die Unterschiede zwischen all den Arten von Hot- und Cold-Wallets möchten wir im nächsten Kapitel eingehen.
In den Anfängen der Kryptowährungen erfolgte die Cold-Storage-Speicherung in der Regel in Form einer Papier-Wallet, während die Hot-Storage-Speicherung in Web- und Desktop-Wallets implementiert wurde.
Kryptowährungen, welche in einem Cold-Storage-Wallet auf Papier gelagert wurden, waren zwar sicher, konnten jedoch nicht bequem genutzt und gehandelt werden. Aufgrund dieser Tatsache entstand die folgende Dichotomie: Hot-Storage galt als bequem, aber eher unsicher, während Cold-Storage zwar als sicher, aber eher unhandlich galt.
Als gute Faustregel gilt, dass Sie den Großteil Ihrer Kryptowährungen immer im Cold-Storage aufbewahren sollten und nur kleine, unkritische Mengen im Hot-Storage deponieren.
Man kann es mit dem wirklichen Leben vergleichen: Lassen Sie nicht mehr Geld in einer Hot-Wallet, als Sie in Ihrer physischen Brieftasche lassen würden, und lassen Sie den Rest in einer Cold-Wallet, so wie Sie den Großteil Ihres Geldes bei der Bank deponieren.
Da die Innovation im Bereich der Aufbewahrung von Kryptowährungen schnell voranschreitet, verschwimmt die Unterscheidung zwischen Hot- und Cold-Storage immer mehr. Heute gibt es Geräte, welche die Coins im Cold-Storage aufbewahren, ohne dass Sie dabei Kompromisse in Bezug auf die Bequemlichkeit eingehen müssen, während Hot-Wallets durch die Integration vieler Sicherheitsfunktionen robuster geworden sind. Mit der zunehmenden Entwicklung von Lösungen für die Speicherung von Kryptowährungen wird diese Dichotomie aus praktischer Sicht weniger Sinn machen und wahrscheinlich ein guter gedanklicher Rahmen bleiben, um grundlegende Konzepte im Bereich der Speicherung von Kryptowährungen zu verstehen.
Sie müssen eine ausreichenden Backups für den Fall haben, dass Ihre Software- oder Hardware-Wallet kaputt geht. Um Ihre Wallet zu betreiben, verwenden Sie möglicherweise ein Smartphone, einen Computer oder einen USB-Stick. All diese Geräte können beschädigt werden, so dass Sie Ihre Wallet nicht mehr wiederherstellen können. Mit einer ordnungsgemäßen Sicherungskopie kann die Wallet-Software auf einem neuen Gerät installiert und Ihr Kryptoguthaben wiederhergestellt werden.
Sie sollten Ihre Seed-Phrase entweder auf ein Stück Papier schreiben und an einem sicheren Ort aufbewahren (möglichst wasser- und feuerfest). Sie könnten sogar haltbarere / sicherere Hilfsmittel wie Metallplatten verwenden, in die Sie Ihre Seed-Worte eingravieren können. Solche Produkte können Sie online bei Herstellern wie Ledger, Trezor oder BitBox erwerben.
Die größte Gefahr der Selbstverwahrung ist die Preisgabe Ihrer Seed-Phrase. Zeigen Sie Ihre Seed-Phrase unter keinen Umständen und ohne Ausnahme jemandem, der danach fragt.
Immer wieder gibt es Berichte über Menschen, welche unwissentlich ihre Seed-Words preisgeben und Hackern durch immer ausgefeiltere Phishing-Techniken Zugang zu ihren Kryptowährungen gewähren. So wurden beispielsweise exakte Kopien von webbasierten Anwendungen mit leicht veränderten Webadressen erstellt. Wenn Sie eine Verbindung zu diesen herstellen, entzieht ein geänderter Code Ihrer Wallet deren Inhalt. Aus diesem Grund sollten Sie bei der Verwendung einer Wallet über einen Internetbrowser besonders darauf achten, dass Sie sich auf der richtigen URL befinden. Am besten setzen Sie einfach ein Lesezeichen für eine URL, von der Sie wissen, dass selbige absolut korrekt ist.
Es besteht immer das Risiko, Kryptowährungen an eine falsche Adresse zu senden. Dies kann aus verschiedenen Gründen geschehen, aber immer, wenn Sie eine Kryptowährungstransaktion durchführen wollen, sollten Sie die Empfängeradresse und das Netzwerk doppelt überprüfen.
Tun Sie dies unbedingt jetzt! Sie können Ihre Seed-Phrase in Bridge Wallet sichern, indem Sie in unter Einstellungen der App "Backup Seed-Phrase" wählen.
Über den Autor
Pascal ist Moderator, Speaker und Dozent an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ). Er berät das Bankhaus Maerki Baumann in seiner Funktion als Crypto Investment Manager. Als Analyst für den deutschsprachigen Newsletter Insight DeFi informiert er kompetent und prägnant über aktuelle Ereignisse und Chancen der neuen dezentralen Welt von Bitcoin und Co. Pascal ist außerdem Autor des Buches Ignore at your own risk: The new decentralized world of Bitcoin and blockchain.
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